Traditionelle oder klassische Astrologie bezieht sich im Allgemeinen auf die Praktiken und Techniken, die vor dem 17. Jahrhundert in Gebrauch waren, während die moderne Astrologie sich auf neuere Entwicklungen seit dem 19. und 20. Jahrhundert konzentriert. Traditionelle Astrologen konzentrieren sich oft auf die sieben klassischen Planeten (Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn) sowie auf Fixsterne und Lospunkte, während moderne Astrologen auch die äußeren Planeten (Uranus, Neptun, Pluto) und manchmal sogar Himmelskörper wie Chiron und Lilith einbeziehen. Traditionelle Astrologie verwendet häufig andere Techniken als in der heutigen Astrologie. Beispielsweise unterscheiden sich die genutzten Häusersysteme, die Würden der Planeten sowie das Herrschersystem spielen eine zentrale Rolle. Die Interpretationsregeln unterscheiden sich stark von der heutigen Astrologie. Während in der traditionellen Astrologie die Konstellationen stark gewertet werden in gut oder schlecht, stark oder schwach, konzentriert man sich in der modernen psychologischen Astrologie nicht auf qualitative Beschreibungen, sondern stärker auf Potenziale. Lösungswege können mit beiden Methoden aufgezeigt werden.

Ein weitverbreitetes Missverständnis ist, dass die traditionelle Astrologie den freien Willen ausschließt und davon ausgeht, dass alles im Leben vorherbestimmt sei. Das ist nicht richtig, denn seit der Antike wurde in der gelehrten Astrologie immer betont, dass der Mensch einen freien Willen hat. 

Es gibt nur noch wenige Quellen aus der traditionellen Astrologie, die die Jahrtausende überdauert haben und inzwischen in modernen Sprachen zugänglich sind, aber sie beinhalten einen im Vergleich zur heutigen Praxis viel differenzierteren Reichtum an Techniken. Viele glauben, dass klassische Astrologie das Gleiche wie "Stundenastrologie" ist (bei dieser Methode braucht der Astrologe kein Geburtsdatum, sondern er erstellt ein Horoskop auf den Moment, in dem die Frage bei ihm ankommt - eine sehr effektive Methode bei Entscheidungsfragen oder bei Fragen, die man mit Ja oder Nein beantworten kann). Das ist zum Teil richtig, aber nicht die ganze Wahrheit: Stundenastrologie ist nur ein Teilbereich der traditionellen Astrologie, die auch Geburtsastrologie (auf eine Person bezogen) oder Mundanastrologie (auf Länder bzw. das Weltgeschehen bezogen) umfasst. 

Wer meint, dass wir als moderne Menschen von diesen über 2000 Jahre alten Lehren nicht mehr profitieren könnten, irrt - denn die Probleme und Fragen, mit denen wir uns heute herumschlagen, sind im Kern sehr ähnlich: 

  • Soll ich diese Wohnung mieten?
  • Werde ich dieses Jahr noch mein Haus verkaufen?
  • Ist es besser durchzuhalten oder zu kündigen? 
  • Werde ich die Studienzulassung/den Job bekommen? 
  • Wird es mit diesem Menschen zu einer Beziehung kommen? 
  •  etc.

Auf das Geburtshoroskop bezogen beschreibt traditionelle Astrologie konkreter:

  • wer wir sind, welche Anlagen (konstitutionell, Temperament, Neigungen) wir mitbringen (während die moderne eher beschreibt, welche wir entwickeln sollten)
  • inwieweit gesellschaftlicher Erfolg oder Reichtum zu erwarten ist
  • wann mit hoher Wahrscheinlichkeit eine neue Beziehung auf einen zukommt
  • zu welcher Zeit im Leben mit der Geburt von Kindern zu rechnen ist 
  • Welcher Beruf zu einem passt 
  • und vieles mehr....

Hier geht es zu einem kostenlosen Video mit Infos zum Unterschied zwischen moderner und traditioneller Astrologie. Es ist auch interessant, wenn Sie nur am Thema (und nicht am Kurs) interessiert sind und dauert ca. 30 Minuten.  

Zur Geschichte der Astrologie: Seit der Antike bis zum Mittelalter erlebte die Astrologie einen bemerkenswerten Aufstieg, indem sie als bedeutende Wissenschaft angesehen wurde, die das Schicksal von Individuen und Nationen beeinflusst. Ihre Prinzipien wurden in den Kulturen des antiken Griechenlands, des Römischen Reiches und des Nahen Ostens hoch geschätzt und fanden Eingang in die philosophischen und religiösen Diskurse jener Zeit. Mit dem Erstarken des Christentums änderte sich jedoch die Dynamik, wobei die Rolle der christlichen Kirche beim Fall der Astrologie zweigeteilt war: Einerseits tolerierte sie lange Zeit die Einbeziehung von Astrologie in Wettervorhersagen, Landwirtschaft, Medizin und politische Ereignisse und nutzte sie zur Berechnung kirchlicher Festtage, andererseits begann die Kirche im Laufe des Mittelalters zunehmend, die Astrologie zu kritisieren und zu verurteilen, insbesondere wenn sie als Konkurrenz zur göttlichen Vorsehung angesehen wurde. Die Astrologie verlor dadurch im europäischen Mittelalters an Einfluss. Während der Renaissance erlebte die Astrologie eine Wiederbelebung und erfuhr eine neue Blütezeit. Nach der Zeit der Aufklärung zählte Astrologie nicht länger zu den Wissenschaften und sie versank in Europa nahezu in die Bedeutungslosigkeit. Seit dem 19. Jahrhundert lebte sie wieder auf und wurde mit zunächst stark vereinfachten Regeln zu dem, was wir unter der heutigen Astrologie verstehen.

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